Hallo Zusammen,
mir geht es am heutigen morgen etwas besser als gestern Abend. Der Magen/Darm ist stabil, aber der Hals und das Ohr ziehen etwas (besonders Abends tut sowas immer echt weh.. maaaaaan ich kann das grad echt nicht gebrauchen, bitte!). Heute ist aber auch nicht viel geplant: Ich habe über AirBnB eine sogenannte "Entdeckung" gebucht, eine Japanerin aus Kagoshima bietet einen Kalligraphie Kurz-Workshop inkl. Matcha und einer kurzen Meditation.
Typisch deutsch komme ich fast 25 Minuten früher an. Ich will einfach sicher gehen, wirklich am richtigen Ort zu sein, GoogleMaps und Co. haben mich in Kagoshima schon 2-3x etwas hängen lassen - super viele Busse werden z. B. nicht angezeigt (hab eben meine Gastgeberin gefragt ob keine Busse hier halten, weil nur 50m von der Unterkunft ein Bushalteschild ist, aber die Busse fahren hier regelmäßig (2x Stündlich), sogar Richtung KagoshimaChuo / Station).
Um kurz vor 10h kommt dann die Dame runter: Es ist Hitomi. Hitomi hat einige Zeit in New York studiert (daher spricht sie gutes Englisch) und hat u. a. von ihrem Großeltern die Kunst der Kalligraphie übernommen und bei einem anderen "Meister" offiziell gelernt. Hitomi und ich kommen direkt ungezwungen ins Gespräch und überziehen unseren Termin (eigentlich für ca. 2 Stunden angesetzt).
Kalligraphie ist echt nicht einfach. Man braucht dafür Ruhe, Geduld und muss sich Zeit nehmen. Hitomi startet daher die Session mit einer kurzen Meditation um etwas mehr Ruhe und "Langsamkeit" reinzubringen. Kurz vorher genieße ich einen wirklich seeehr leckeren Matcha-Tee (frisch angerührt!!). Dann geht es aber auch schon ans eingemachte: Wir zeichnen los. Beziehungsweise ist es eher kritzeln bei mir. Ich bin zu schnell, ungeduldig. Das ist die wohl größte Herausforderung. Sich wirklich ZEIT zu nehmen. Erst gegen Ende der Session schaffe ich es langsam mir wirklich für jeden Strich etwas Zeit zu nehmen. Tatsächlich sehen die Kanji dann auch viel schöner aus.
Das ist wohl auch mit das größte Problem in unserer Zeit: Wir sind immer unter Strom, in Hektik, immer beschäftigt und immer muss alles schnell gehen. Zeit zum inne halten.. schwierig.
Weil es so gut zwischen uns klappt, fragt sie mich, ob ich noch etwas Zeit habe und wir sind zusammen essen gegangen und sie hat mir ihre Lieblingsorte in Kagoshima gezeigt. Das klingt echt verrückt, oder? Tatsächlich hab ich nichts vor und mit dem Auto an verschiedene Orte zu fahren find ich recht schmeichelnd (: . Nach LANGEM hin und her konnte ich hier zumindest das Essen ausgeben, wir waren in einem Veganen/Organic Restaurant und es ist echt krass wie erschwinglich man in Japan gut essen gehen kann. Ich habe leider vergessen ein Foto zu machen, aber mein Set (bestand aus 6 verschiedenen Sachen, Reis, Gemüse, eingelegtes Gemüse, Suppe & Co.) hat umgerechnet 7,13€ gekostet. Wasser und Tee (geröstetes Matcha) inklusive!
Als erstes ging es zum Kagoshima Gokoku Shrine. Es ist schon klasse, wie eindrucksvoll diese Anlagen sind wenn es nicht komplett überfüllt mit Menschen ist.
Als nächstes dann rüber zum Kagoshima Schrein. Hier bietet sich uns eine wahre Farbenpracht. Herbst in Japan ist einfach wunderschön:
Hitomi erzählt mir, das Kagoshima ein großer "Hotspot" für Samurai war. Saigo Takamori hat von hier aus den Wiederstand der Samurai angestoßen, er war gegen eine Öffnung Japan an den Westen und wollte an Traditionen festhalten. Japan modernisierte sich in dieser Zeit und entmachtete die Samurai. Obwohl die Samurai "ältere" Waffen trugen konnten sie monatelang der kaiserlichen Armee standhalten. In einer letzten Schlacht verletzte Saigo sich schwer und soll Seppuku begangen haben.
Als letztes besichtigen wir noch einen kleinen Berg (Kagoshima liegt zwischen Bucht und Bergen und ist hügelig daher, sehr sogar) und bewundern von weiten den Sakurajima (wo ich ja gestern war, hahahaha). Hitomi ist ursprünglich dort geboren und aufgewachsen, Ascheregen und Staub ist für sie Alltag (was sie am meisten stört ist das sie die Wäsche dann tagelang nicht draußen aufhängen kann - LMAO). Sie sagt selbst, das sie es vermutlich bei einer richtigen Gefahr zu locker sehen würde und sie hofft daher, das der Vulkan weiterhin harmlos bleibt.
Im Nachmittag verabschieden wir uns. Ich schätze, ich muss nochmal nach Kagoshima kommen. Es gibt noch so viel zu sehen und die Leute hier sind freundlich und zeigen voller stolz ihre Stadt, ihre Kultur und hören neugierig zu. Die Atmosphäre hier ist eine ganz andere als z. B. in Tokio.
Wieder in meiner Unterkunft angekommen, treffe ich meine Gastgeberin (Kumi) draußen mit ihrem süßen Hund und irgendwie quatschen und lachen wir lange. Es ist vermutlich auch, weil ich gerade "einzelnd" Reise, man ist dann offener/empfänglicher für Smalltalk und das Gegenüber auch. Kumi bringt mir noch etwas zu trinken vorbei und wir verweilen noch kurz zusammen im Zimmer und labern wieder weiter. Es wird langsam dunkel und ich beschließe nochmal zum DrugStore zu gehen während Kumi weitere Gäste empfängt.
Das war es für heute auch schon. Ich habe meinen Koffer soweit gepackt und bin bereit morgen früh nach Fukuoka weiterzufahren. Ich kann mir den Schlüssel bei Sachi auf der Arbeit abholen. Ich bin aufgeregt - ich hoffe ich kann heute schlafen.
Liebe Grüße!








Jede Stadt ist schön in Japan. Man muss wohl echt öfters kommen um alles zu sehen. Hab dich lieb, pass auf dich auf Mamilein.❤️
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