Tag 8 - Sapporo, endlich wieder Großstadt!

 Guten Abend Zusammen,

am liebsten wäre ich heute einfach noch etwas im Bett liegen geblieben ABER es stand ja wieder ein Umzug an. Langsam nervt es mich selbst, ich bin wohl nicht so der Rundreise-Typ, obwohl es mit den neuen großen Reisekoffer, den ich von meinen Eltern noch rechtzeitig vor dem Urlaub geschenkt bekommen habe (meine beiden alten Koffer sind während der Corona-Zeit, in der man eigentlich nicht viel reist, kaputt gegangen XD) echt komfortabel ist, da er vier Rollen hat. Mein alter großer Koffer hatte nur zwei, den musste ich also immer ziehen. 

Naja, also angezogen, Wohnung nochmal durchsucht nach Dingen von mir und wieder so hergerichtet wie sie war und ab dafür. Um 10.45h nehme ich den Schnellzug (nicht Shinkansen) nach Sapporo. 

Hakodate Bahnhof, nichts los.

Dieser braucht auch empfindlich länger, gut vier Stunden dauert meine Reise und dann muss ich nochmal kurz in eine U-Bahn und umsteigen. Kurz vor meinem Ziel gerate ich noch in ein längeres Gespräch mit einer jungen Japanerin. Ich werde noch feststellen, das die Leute in Sapporo eine ganz andere Mentalität haben als noch in Tokio oder Sendai. Nun ja, an der Ziel U-Bahn Station wartet dann auch schon Miwako auf mich, meine Gastgeberin für die nächsten.. 4 Nächte! Lange Zeit - so lange war ich bisher noch in keiner Unterkunft am Stück. Das wird jetzt wirklich schöner, die Aufenthalte werden jetzt immer länger (das Gepäck wird halt auch nicht unbedingt weniger mit der Zeit).

Die Hinweissticker in der U-Bahn Sapporos sind lustig :D

Miwako lädt Gepäck und mich ins Auto ein und wir fahren zwei Blöcke weiter zu ihrem Haus. Ich wollte instinktiv schon auf die rechte Seite gehen, bei uns ja Beifahrerseite, aber in Japan ists ja anders rum und wir lachen beide darüber mehr als wir sollten. Bei Miwako habe ich ein Zimmer in der 1. Etage (oder 2F). Ich bin ihr erster internationaler Gast nach Covid und sie freut sich. Das Zimmer ist groß! Ich glaube, es ist größer als die Unterkunft die in Tokio hatte und da war noch eine Küchenzeile und Dusche&Klo drin :D .  Im Eingangsbereich wurde ich auch schon vom Shiba Inu begrüßt und zwei Katzen schauen mich neugierig an, wenige Sekunden später markiert mich auch schon die erste auf Katzenart. Die Tiere sind wirklich lieb. Ich muss die echt noch fotografieren. Es macht alles einen netten Eindruck. Miwakos Tochter ist noch in der Schule, aber ein weiterer Gast ist da. Tomo, ein Japaner, der von Tokio nach Sapporo zieht und noch 2 Tage überbrücken muss bis er in seine Wohnung kann und daher bei Miwako unterschlupf gefunden hat. Er spricht relativ gut Englisch. Nach einer weiteren kleinen Unterhaltung mit Miwako (sie fliegt wohl auch nach Okinawa aber erst am 02.11. - sofern ich das richtig verstanden habe) und einer kurzen Pause zieht es mich jetzt aber noch in die Innenstadt, für andere großartige Attraktionen reicht die Zeit heute auch nicht mehr. Wir haben mittlerweile kurz vor 16h.

Diesmal nicht "Sasuke" !

Los geht es also, und auch wieder mit meinem Lieblingstransportmittel - den Bus! Verdammt XD Aber es klappt alles reibungslos. Langsam lerne ich es doch.

Hier stehen die Taxis 3-4 reihig und warten brav alle auf ihre Kunden am Bahnhof Sapporo

Willkommen im Pokemon Center Sapporo!

Ich konnte nicht wiederstehen XD

Ich bin ein absoluter Nerd, mich zieht es direkt ins Pokemon Center. Ich suche etwas bestimmtes, was ich bisher einfach nicht bekommen habe, es ist immer ausverkauft. Dieses Halloween Gengar Plüschtier. Auch hier versuche ich mein Glück. Aber nein, es ist nicht da. Es wird sogar im Lager angerufen, in Hokkaido ist das Ding nicht mehr zu kriegen. Einzige Chance kann jetzt noch Okinawa sein, da lande ich am 31.10.22. 

Während meiner Busfahrt habe ich etwas beeindruckendes gesehen: Den TV Tower Sapporo. Der war hier irgendwo ganz in der Nähe.. ah, wenn man mal nach oben guckt, sieht man das gute Dinge auch schon Blöcke entfernt. Ich liebe ja Aussichtspunkte - ich MUSS da also hoch. Auf dem Weg dorthin unterhalte ich mich aber nochmal mit einer Japanerin. Sie ist wohl auch gerade auf einer Reise, stammt aus Osaka. Wir machen gegenseitig Fotos vor dem Tower und verabschieden uns schließlich. 

bin gar nicht in Japan, sondern Paris! Lelelele

Der Ausblick vom Tower ist beeindruckend. Man kann ganz nah an die Fenster gehen und steht dann gefühlt ca. 100m über den Straßen und guckt auf diese hinab. Da es mittlerweile dunkel ist, hat es nochmal was romantisches dabei, aber für Leute die nicht schwindelfrei sind, würde ich es nicht empfehlen. Ein kleines Kind schrie ununterbrochen "Kowaii" herum aber die Mama hatte keinen Bock und wollte noch die Aussicht genießen. Haha, sie hat immer versucht es halbherzig zu beruhigen - sie sagte so etwas wie "Ja, Mama möchte aber noch etwas gucken" - ich hab es mega gefeiert und musste an eine gewisse Freundin denken ("Mami nimmt gerade eine Sprachnachricht auf!" XD). Die Aussicht hat sich aber auch gelohnt:

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sogar der Aufzug ist süß!

über den Straßen Sapporos

In echt war es noch viel schöner!

Ich habe echt einige Zeit hier oben verbracht. 

Und bin das erste Mal kurz ins Grübeln gekommen. Alleine reisen ist meiner Meinung nach etwas sehr bereicherndes. Man lernt viel über sich selbst, was man möchte/braucht/will im Leben und wächst über sich hinaus. Manche Menschen brauchen das mehr, manche weniger. Ich gehöre zur ersten Sorte. Alleine reisend, kann man alles machen was man will, keine Kompromisse. Aber es hat auch seine Schattenseiten: Keiner erlebt diesen Moment mit einem. Und wenn es einen schlecht geht, fühlt sich das alleine, am anderen Ende der Welt, auch etwas schlimmer an, als wenn noch jemand da wäre. Das muss man unbedingt vorher bedenken, sonst hat man anstatt eine Traumreise einfach nur schreckliche Tage und Wochen. Das hat auch nichts mit Mutig oder nicht mutig zu tun. Ich traue mich nicht vom 3m Brett in der Schwimmhalle zu springen. 

Bevor ich nach unten gehe, bleibe ich noch an diesen kleinen Gatcha-Automaten hängen. Ich kann mein Glück für dieses Jahr herausfinden. Eigentlich ein Neujahrs-Ding, steht dieses hier wohl das ganze Jahr hier. Na dann, schauen wir mal:

soviel kann ich sagen: Ich hatte ein gutes Los ;D

Danach zieht es mich ins Unterhaltungsviertel Susukino. Wieso? Weil ich irgendwie grad sowieso in der Nähe bin. Hier kommt richtiges Japan-Großstadt-Feeling auf und ich gebe sogar meine ersten 200 Yen für einen erfolglosen Versuch aus, aus den Ufo Catchern eine Taschentuch-Box mit Aquana zu kriegen (bitte stolz auf mich sein, ich bin erst an Tag 8 der Versuchung erlegen!) :D. Auf der Toilette spreche ich dann wieder mit einer Japanerin. Mensch, die sind hier so entspannt. Ich kriege richtige Fukuoka-Vibes hier in Sapporo. I LIKE! Ich glaube ich kriege einen Eindruck, warum Nati hier so lange und gerne war. 

In Japan führt kein Weg an SPY x Family vorbei. Der Anime ist aber auch wirklich gut. Mal was anderes!

Eine der vielen Game-Hallen

Snow Miku ist in Hokkaido sehr präsent. Ich liebe das Design!

Susukino - japanisches Großstadt feeling kommt auf :)

Nach dem netten Gespräch sehe ich aber noch einen Laden, etwas schlimmeres: einen MEGA Donki. Ich also da rein. Die Musikbeschallung ist mal wieder einmalig und ich finde was ich suche und begebe mich nun langsam zurück zur Unterkunft. 

Vorher sehe ich aber noch folgendes

Ein Tierladen. Hier werde blutjunge Hunde und Katzen verkauft. Je kleiner desto süßer und desto eher wird gekauft. Einige Glaskästen sind auch leer. Diese armen Tierchen müssen teilweise auch zu zweit in diesen Kisten sitzen und manche zeigten schon auf den ersten Blick krasse Verhaltensstörungen. Und trotzdem höre ich ein Wort viel zu oft von den Menschen im Laden „kawaii“ (süß, niedlich). Ja nein ist es nicht!!! Da dreht sich mir alles um. Japan ist was Tierschutz angeht so hinterher. Das geht gar nicht. Das ist einfach schrecklich. Man will gar nicht weiterdenken was mit den Hundis und Katzis passiert die nicht gekauft werden.. und gesund sind die armen Dinger ja auch nicht.. einfach nur traurig.

Nun weiter geht es aber nicht mehr lange für mein lebenswichtiges Handy. Der Handyakku neigt sich dem Ende und ich muss fast die PowerBank anschließen. Die ist ebenfalls ein Geburtstagsgeschenk, aber von meinem Freund, sehr passend in altrosa und perfekt für die Reise, da ich auch ständig Angst habe das der Wifi Router sich entlädt (6-8 Stunden soll der halten, aber ich traue dem Ding nicht - Nach der Reise werde ich mal ein Review zu verschiedenen Tools für/in Japan schreiben, genug Testerfahrung habe ich ja dann mit 7 Wochen XD). Nun denn, eigentlich will ich mir eine Suica / PASMO -Karte holen. Das sind praktische IC-Karten mit denen man in vielen Bussen, U-Bahnen, an Getränkeautomaten, in Spielhallen und und und bargeldlos zahlen kann. Da ich ja nun öfter einen Bus benutze wäre das ja praktisch. Aber hier gibt es nur eine Karte die wohl nur für Hokkaido gilt? Das ist unpraktisch. Also lasse ich es. Also geht es mit Bargeld wieder zurück mit dem Bus. Ich steige ein..hä? Wo zum Teufel sind die Tickets (Kippus auf Japanisch, süß, oder?). Ich drehe mich verdutzt um und frage eine Japanerin und sie erklärt mir (oder versucht es) das auf dieser Fahrt alles nur 210Yen kostet, man also keine Tickets ziehen muss. Hat einen Moment gedauert bis der Groschen gefallen ist bei mir, aber ging. Ganz ehrlich, ich habe MEGA Respekt vor Leuten die nach Japan reisen und einfach mal GAR KEIN Wort Japanisch lesen, schreiben, sprechen und verstehen können. Wirklich. DAS ist MUTIG! :D

Nach einer kurzen Busfahrt bin ich auch schon wieder bei meinem neuen "Zuhause". Schlüssel funktioniert schonmal, Hund bellt. Scheint das richtige Haus zu sein, hab mir nicht wirklich gemerkt wie es aussah und im dunkeln sehe ich ja eh sehr schlecht (wieder bestens vorbereitet!). Miwako ist noch unterwegs und auch ihre Tochter scheint nicht da zu sein. Nur Tomo ist da (und arbeitet immer noch, hach, Japaner). Ich schreibe Miwako daher kurz ob ich irgendwas bei der Dusche beachten muss (hab schon einiges in Japan erlebt, daher lieber mal fragen) und treffe dann auf Hina, die Tochter. Die arme hat in ihren Zimmer grad noch gelernt (wir haben 21h und das ist wohl Standard bei ihr (und vielen Schülern) und sie weist mich unten ein. Ich wusste halt auch gar nicht wo Handtücher sind, ob ich die nehmen kann etc. - Irgendwie hab ich das eben, bevor ich gegangen bin, nicht dran gedacht, da nach zu fragen, Miwako hat aber auch nichts gesagt. Die war irgendwie dann auch grad busy. Die Dusche/Badezimmer ist typisch Japanisch, man wäscht sich erst und steigt dann in die Wanne. Letzteres spare ich mir aber heute .

Jetzt gleich lege ich mich hin, es ist mittlerweile kurz nach Mitternacht. Viele Grüße in die Heimat.

Schlüsselsatz:

犬もねこも大好きです。

Ich mag beides, sowohl Hunde als auch Katzen.

PS: Der andere Gast ist nett, aber trampelt voll und haut die Türen laut zu. Was soll das? Es ist 0:30h. Warum sind manche Menschen so unachtsam?