Freitag, 28. Oktober 2022

Tag 9 - Schokolade und Raben

 Hallo ihr Lieben,

"es iiiiiiiiist Freitag!!! JUHU!" hat eine meiner Kollegin sicher heute wieder geschrieben oder geschrien. Um ehrlich zu sein, vergesse ich hier fast welchen Wochentag wir haben. Ich hatte es nur auf dem Schirm, um zu überlegen wann ich welche "Attraktion" am besten mache, am Wochenende wird es immer überall sehr voll. Viele Japaner haben dann halt auch Wochenende und die Läden haben auch Sonntags vollumfänglich wie gewohnt geöffnet.

Eigentlich war mein Plan nach Jozankei Onsen zu fahren. Es wäre perfekt gewesen. Es ist eine Onsen Gegend umringt von schöner Natur. Besonders im Herbst schaut es großartig dort aus. Ich danke meinen Körper hiermit vollumfänglich, dass ich das abblasen musste. Ein Ersatzplan musste also her. Nati, die gut ein halbes Jahr in Sapporo verbracht hatte, hatte mir den "Shiroi Koibito" Park empfohlen. Es ist ein kleiner Schokoladenthemenpark des Schokoladenherstellers Ishiya.

Irgendwie habe ich heute den ganzen Tag auch immer etwas Bauchdrücken (kein Wunder). Ich versuche es mal langsam angehen zu lassen. Ich quatsche ein wenig mit Miwako am morgen. Morgenabend werden wir zusammen Udon machen. Ich bin gespannt. Sie hat früher auch Kurse dafür angeboten, hat es also drauf. Lustigerweise fliegen Miwako und ihre Tochter nächste Woche auch nach Okinawa. Aber erst, wenn ich fast schon wieder zurück bin. Aber vielleicht passt es zeitlich und man sieht sich :) . Etwas später als geplant mache ich mich aber (endlich) mal auf dem Weg.

An der Busstation am Bahnhof stehe ich vor der ersten Herausforderung: An welchen der unzähligen Haltestellen hält nun mein Anschlussbus? Ich habe 6 Minuten Zeit. Ich mustere die Tafeln. Es könnte Haltestelle 1 sein. Exakt in der Minuten hält auch ein Bus (hat aber nichts zu bedeuten, bisher war KEIN Bus in Sapporo pünktlich, ist anscheinend in jeder Stadt einfach so). Leider hat mein Anschlussbus keine Nummer, sonst wäre es ja einfach und die Kanji die mir Maps vorschlägt finde ich auf dem Bus nicht. Nach kurzer Rückfrage ist es aber der korrekt Bus. Yokatta.  Der Bus sieht anders als, eher wie ein privater Reisebus, deswegen hatte mich das auch etwas verwirrt. 

Nach einer halben Stunde komme ich auch an. Mitten im Industriegebiet. Hier soll das sein? Ja. Aber auch das Gebäude schaut von außen recht unscheinbar aus, besonders für japanische Verhältnisse.









Für 800 Yen kriegt man Zutritt zur Factory. Hier kann man zusehen wie die berühmten Kekse und Plätzchen hergestellt werden. Zur Zeit ist alles übrige natürlich auch im Halloween-Motto (die Japaner lieben es). Der Rundgang ist kürzer als gedacht, bietet ein paar süße Fotoecken (es wäre perfekt für Lolita-Mode, aber ich habe nichts passendes) und eine Cafes/Restaurants und natürlich eine Shoppingecke. Der kleine Vorgarten draußen ist aber recht süß, den kann man auch ohne Ticket aber betreten und reichlich Fotos machen.








Für 800-1200 Yen mehr kann man auch eigene Kekse backen und dekorieren, die Slots hierfür waren für heute aber schon fast alle ausgebucht und vier Stunden dafür warten wollte ich auch nicht. Für 500 Yen mehr konnte man noch eine gesonderte Halloween-Attraktion besuchen. Probieren wir die mal aus. Es ist ein Spukhaus anscheinend. Ich werde vor dem Einlass EINDRINGLICH japanisch darauf hingewiesen die Hinweise zu lesen (jaja, ich bin nicht schreckhaft) und dann geht es los. Im ersten Raum müssen Notizzettel gesammelt werden und es ist natürlich recht dunkel und laut. Dann geht es auf in den zweiten Raum um mehr "Hinweise" zu sammeln. Sitzt da eine echte Frau? Oder ist das eine Puppe? Ich gehe weiter und NATÜRLICH ERSCHRECKT DIE MICH TOTAL, brüllt herum, und LÄUFT mir sogar HINTERHER! Ich lache-brülle-schreie irgendwie. Im nächsten Raum wiederholt sich das Spiel, auch wenn ich wusste das hier gleich wer aufspringt, man erschreckt sich trotzdem! War lustig aber fühlt sich auch seltsam an, 500Yen bezahlt zu haben damit man sich erschreckt. Fotos etc. waren natürlich nicht erlaubt.

Nachdem ich den Rundgang ein zweites Mal abgelaufen bin beschließe ich mich richtig Innenstadt bzw. Nakajima Park/Koen zu begeben. Ich brauche irgendwie etwas Natur und ruhe und vor allen Dingen was zu essen, ich vergesse bei all den Trubel über Tag oft das essen und merke es dann wenn sich mein Magen meldet weil Hunger. Der Weg zum Park zieht sich ein wenig mehr als gedacht, auf dem Weg kaufe ich noch mein Mittagessen (Kitsune Udon aus dem 7-eleven) und such mir im Park eine ruhige Bank zum essen. 









Aber irgendwie werde ich erstmal nicht so recht fündig. Es gibt folgende Schwierigkeiten immer wieder in Japan: 1. Wo esse ich mein Essen (To Go)? 2. Wo ist ein Mülleimer?

Zu 1: Auch in Japan gibt es viel Essen "To Go". Mega praktisch, wir lieben es ja alle. Es ist aber äußerst unschicklich während man geht zu essen. Das macht man nicht. Absolutes No Go. Man sollte also zumindest sitzen. Irgendwo. Aber auch nicht jede Bank bietet sich dafür an.. ich könnte natürlich als "dummer" "Gaijin"(Ausländer) auf diese Etikette "rotzen", aber ich KANN es NICHT. Ich kann es einfach nicht. Also laufe ich oft lange Wege und Minuten bis ich einen geeigneten Ort finde. Lästig.

Zu 2: Mülleimer. Sie sind rar. Und dabei produzieren Japaner viel Müll. Es gibt zu fast allen eine Tüte dazu, obwohl ich sagen muss, das dies nun oft anders ist: Mittlerweile kosten die Extratüten ein paar Yen (~5-30 Yen, also nichts quasi). Aber das Essen etc. ist oft in viel zu viel Verpackung drin, jeder Keks ist einzelnd verpackt und dann manchmal nochmal in "klarer" Verpackung damit man ihn sieht. Mülleimer gibt es aber kaum. Da gibt es in Deutschland deutlich mehr. Trotzdem ist es in Japan viel sauberer. In Japan nimmt man seinen Müll mit, zumindest bis zum nächsten Mülleimer. Fündig wird man in Großstädten an Bahnstationen oder großen Kaufhäusern am Eingang - aber nicht immer! Im Zweifel, muss der Müll bis nach Hause genommen werden.

Nach einiger Zeit finde ich aber eine Bank die nicht total im Spotlight ist und setze mich. Das Udon wurde von der Mitarbeiterin im 7-eleven schon warm gemacht, ich muss nun nur noch alles in die Soße kippen. Nach 3 Sekunden fange ich an es leicht zu bereuen: Raben. 






Nicht einer, nicht zwei, 5-6 waren es. Und das sind hier richtige Kaventsmänner sag ich euch. Da können die deutschen Verwandten einpacken. Alle begaffen sie mich nun. Gott, wenn die alle auf einmal auf mich losgehen würden, ich würde verlieren! Zwei von ihnen muss ich immer wieder etwas wegscheuchen, einer saß schon in einem Moment der Unachtsamkeit auf meinem Rucksack neben mir. Mist! Da mache ich mir ne Viertelstunde lang gedanken wo ich endlich esse und wähle doch einen unpassenden Ort! Ich fühle mich irgendwie genötigt bzw. bedroht und esse mein Udon ein wenig hastiger als sonst auf. Hab irgendwie doch Angst das die checken das die mich besiegen können. Ein süßer Ojisan (älterer Mann) geht grinsend an uns vorbei und beobachtet das ganze später von einer anderen Bank aus. Er hat es nicht direkt zugegeben, aber ich glaube, er füttert sie heimlich mal öfter, hahaha.



Langsam wird es auch dunkel (hallo, ist ja auch schon 16.30h?) und ich verabschiede mich von meinen ungewollten Freunden und fahre noch einmal Richtung Susukino, der Unterhaltungsmeile und Zwischenstopp zu meiner Unterkunft um noch ein wenig zu bummeln uns essen zu kaufen. Heute gönne ich mir, und habe mir eine Fußmaske gekauft sowie auch eine Gesichtsmaske. Letzteres hat sich direkt gerächt, brauche morgen kein Rouge benutzen, hab rote Wangen, warum auch immer, passiert mir das erste Mal mit einer Gesichtsmaske glaube ich. Zum Glück habe ich ja laut "Glückszettel" von gestern ein "Chu-kichi" (Middle blessing), nicht auszudenken was wohl passiert wäre, hätte ich ein nicht so gutes Jahr. 

Ich telefoniere noch in die Heimat, spreche noch mit Miwako und lassen den Abend bzw. die Nacht (es ist nun schon wieder nach 0.30h) ausklingen. Mal sehen was der neue Tage bringt.


Danke fürs lesen und gute Nacht und ein schönes Wochenende!


Schlüsselsatz:

ぎゅうにゅうを飲みみたら、おなくがいたくなりあす。

Wenn ich Milch trinke, kriege ich Bauchschmerzen.


3 Kommentare:

  1. Oh man einen passenden Platz zu finden zum Essen, das ist ja echt ärgerlich. Die Raben😅wie geil. Bei mir auf der Arbeit die sind nicht so aufdringlich. Obwohl es aussieht wie bei Hitchcock die Vögel, wenn ich angefahren komme. Dann warten mindestens 30 Krähen auf den Dächern und warten bis ich die Nüsse rausrücke. Der kleine Turm da könnte Rapunzel drin leben. Aber netter Ort. Pass auf das du nicht krank wirst, lieber was langsam tun. Nützt nichts wenn du nachher da liegst. ❤️Hab dich lieb Mamilein 😘

    AntwortenLöschen
  2. Ohhh man ich beneide doch um die Raben und diese kürbiskutsche im vorgarten...wow...die ist ja mal sowas von geil,wie ein kleines märchenland! Ich finde es toll wenn du so viele Fotos teilst,man kann dann echt seine Gedanken auf Reise schicken^^ Bin immer wieder aufs Neue beeindruckt was es für Ecken in Japan gibt!!

    AntwortenLöschen